Unser Zuhause, das Erholungshaus, 1908
[Dr. Dr. Hans Kühne, Leiter der IG Farbenindustrie in den 30er Jahren, ab 1916 bei Bayer Leverkusen beschäftigt, ein leidenschaftlicher Sammler wertvoller Instrumente als Geiger und Bratscher ein begeisterter Quartettsppieler, berief 1935 Erich Kraack zum Dirigenten nach Leverkusen.]
Zu Beginn des letzten Jahrhunderts trafen sich neun "Arbeitskameraden" (namentlich bekannt aus der Festschrift) anfangs in der Berufsschule, später im "Schlafsaal der Feuerwache" wöchentlich, um "nach Schluß der Arbeitszeit im Werk zu musizieren". 1904 entstand daraus ein Streichorchester aus 22 Musikern. 1913 kam es zu einem ersten regulären Konzert. Erst nach dem ersten Weltkrieg wurde 1920 wieder "öffentlich musiziert".
1904 als Gründungsdatum der "Bayer-Philharmoniker" zu benennen, scheint bedenklich. Die erste Keimzelle entstand ja bereits vorher und gegründet wurde zunächst nur ein Streichorchester, das am 30. April 1905 das erste Mal öffentlich auftrat. Ob zu diesem Zeitpunkt jemand an ein philharmonisches Orchester gedacht oder auch nur davon geträumt hat, scheint fraglich. "Philharmonisch" bezeichnen sich die Musiker erst nach 1928.
Ebenso offen ist die Frage, ob es wegen der beiden fürchterlichen Weltkriege überhaupt eine ununterbrochene Linie zu diesen Ursprüngen gibt. Aber - und darauf mag es ankommen - die Idee des gemeinsamen Musizierens war geboren und hat seit damals überlebt.
Der Kammermusiker Erich Kraack wird 1935 künstlerischer Leiter des Philharmonischen Orchesters, der heutigen Bayer-Philharmoniker. Es gelingt ihm, das Musikleben in Leverkusen auszubauen. Erste Konzertreisen finden statt.
Als Hermann Abendroth Anfang der 1930er Jahre Köln verließ, übernahm sein Schüler Erich Kraack von ihm die Leitung des Kölner Kammerorchesters und verlegte seinen Standort nach Leverkusen. Dort konnte er in den Bayer-Kasinokonzerten seinen guten Ruf festigen und ihm durch die Zusammenarbeit mit bedeutenden Solisten überregionale Anerkennung verschaffen. Erich Kraack prägte das Konzert- und Kulturleben der Stadt Leverkusen 36 Jahre lang auch als künstlerischer Leiter des Philharmonischen Orchesters.
Rainer Koch (Bild 1982 mit Frank Peter Zimmermann, 17 Jahre alt) wird 1972 als Nachfolger von Erich Kraack Dirigent der Bayer-Philharmoniker. Unter seiner Leitung erlangen die Philharmoniker internationale Aufmerksamkeit. Auch andere Werksvereine gehen auf Konzertreisen und treten mit namhaften Solisten auf.
Rainer Koch war bis 2010 künstlerischer Leiter der Bayer-Philharmoniker. In München geboren, studierte Rainer Koch an der Musikhochschule seiner Vaterstadt Dirigieren bei Fritz Lehmann und Kurt Eichhorn, Klavier bei Friedrich Wührer und Schulmusik für das Höhere Lehramt sowie Philosophie an der Universität München. Er erhielt das „Bayerische Staatsstipendium für besonders Begabte“ (Hundhammer-Stipendium), das Richard-Strauss-Stipendium der Stadt München und war Stipendiat des Kulturkreises im Bundesverband der Deutschen Industrie. Er absolvierte ein Dirigenten-Praktikum bei Herbert von Karajan in Berlin und wurde 1961 in Hannover für die Bundesauswahl des Deutschen Musikrates als Dirigent nominiert. Nach seinen Anfängerjahren als Repetitor am Opernhaus Essen war Koch von 1961 bis 1965 Dirigent beim Niedersächsischen Sinfonie-Orchester Hannover.
1965 holte ihn GMD Gustav König als Stellvertreter wieder nach Essen. Von 1970 bis 1980 war er am Opernhaus Köln unter Istvan Kertesz und John Pritchard als Erster Kapellmeister tätig. Von 1980 bis 1998 war Rainer Koch Generalmusikdirektor der Stadt Bielefeld und von 1980 bis 1990 ständiger Gastdirigent der Kölner Oper und dirigierte an der Hamburgischen Staatsoper und am Gärtnerplatztheater München. Weitere Gastverpflichtungen führten ihn an europäische Rundfunkanstalten und an mehrere Opernhäuser (Düsseldorf, Berlin, Barcelona, Tel Aviv, Rom u.a.). Als Konzertdirigent trat er in zahlreichen europäischen Städten auf (Berlin, München, London, Paris, Neapel, Madrid, Barcelona, Mailand, Oslo, Zürich, Luzern u.a.). 1998 nahm Rainer Koch einen Lehrauftrag an der Musikhochschule Detmold an. Zuletzt war er Generalmusikdirektor in Bielefeld.
Leverkusen, 14. Dezember 2011 — Bernhard Steiner wird neuer Chefdirigent der Bayer Philharmoniker. Das Orchester und Bayer Kultur hatten bereits im Sommer beschlossen, ihn als Nachfolger von Rainer Koch an die Spitze des Leverkusener Klangkörpers zu berufen. Jetzt wurde der Vertrag zwischen Steiner und dem zukünftigen Bayer Philharmoniker e.V. unterzeichnet. Der neue Dirigent wird mit den Silvester- und Neujahrskonzerten offiziell sein Amt antreten und sich mit einem beschwingten Operettenprogramm dem Leverkusener Publikum nicht nur als Dirigent, sondern auch als Moderator präsentieren.
"Ich freue mich auf meine neue Aufgabe" sagte Steiner anlässlich seiner Vorstellung. Die Bayer Philharmoniker sind ein Orchester mit einer großen musikalischen Flexibilität und vielen Klangfarben. Ich hoffe, mit ihnen viele bereichernde und inspirierende Konzerte erleben zu dürfen. Ähnlich wie sein Vorgänger Rainer Koch wird auch Steiner das Repertoire auf die große romantische Symphonik konzentrieren, möchte aber mehr Ausflüge in die Wiener Klassik und ins 20. Jahrhundert unternehmen. Das erste Sinfoniekonzert dirigiert er am 22. Mai im Forum Leverkusen.
November 2020 "Nach 111 Jahren Vereinsgeschichte steht ab Januar zum ersten Mal eine Frau an der Spitze der Bayer Philharmoniker. Bar Avni-Pallentin heißt die junge israelische Dirigentin, die kurz vor dem Abschluss ihres Konzertexamens an der Hochschule für Musik und Theater Hamburg steht.
Zum Jahresende läuft der Vertrag mit Bernhard Steiner aus, und bereits Anfang 2020 hatte sich das Orchester auf einen Wechsel am Dirigentenpult geeinigt. Man trenne sich, weil eine neue Handschrift einer Steigerung der Motivation diene und verhindere, dass man zu altbacken werde.
BarAvni-Pallentin studierte klassische Percussion und Fagott in Tel Aviv, bevor sie in Deutschland ihren Master machte. Sie ist Stipendiatin des Internationalen Kurt-Masur-Instituts und hat bei den angesehenen Dirigenten Ulrich V/indfuhr, David de Villiers, Martin Sieghort und Yoav Talmi studiert. Seit 2016 dirigierte sie zahlreiche Orchester in Konzert und Oper.
Diese Erfahrung haben die Bayer Philharmoniker mehrfach gemacht, wenn sie mit renommierten Dirigenten als Vertretung für Steiner gearbeitet haben. Wie zum Beispiel mit Christoph Poppen bei einem der traditionellen Silvester- und Neujahrskonzerte. Ob die, wie geplant, zum Jahreswechsel stattfinden können, bezweifeln die Musiker unter dem Dach von Bayer Kultur. Sicher scheint aber schon, dass das für den 8. Dezember geplante Steiner-Abschiedskonzert den Corona-Einschränkungen zum Opfer fallen wird..."
30. September 2021 "Runderneuert haben sich die Bayer Philharmoniker nach der langen Zwangspause zurückgemeldet. Mit einem vitalen und abwechslungsreichen Sonderkonzert begrüßten sie am Donnerstag das treue Publikum im großen Forum-Saal, in dem fast so viele Plätze wie erlaubt besetzt waren. Eigentlich hatte die Rückkehr zum Spielbetrieb nach Corona im Altenberger Dom gefeiert werden sollen, der jedoch wegen Flutschäden noch nicht nutzbar ist. Abwechslungsreich war der Abend nicht etwa auf Grund eines kleinteiligen Programms, sondern wegen der ausgesprochen differenzierten Gestaltung von Beethovens fünftem Klavierkonzert Es-Dur und Tschaikowskis langer wie Kräfte zehrender Sinfonie Nr. 3 mit dem Beinamen „Polnische". Da zeigte sich die persönliche Handschrift der neuen Dirigentin Bar Avni, die nach wenigen Monaten gemeinsamer Proben das Orchester bereits mit ihren Vorstellungen von spannender Interpretation geprägt hat. Und wer wollte sich auch dem mitreißenden Dirigat der jungen Musikerin entziehen, die mit Augen und Armen, mit jeder Faser ihres Körpers gestisch das vermittelte, was sie hören wollte... " (Monika Klein, RP)
Bayer-Philharmoniker
Marschnerstr. 1
40593 Düsseldorf
Der Verein "Bayer-Philharmoniker Leverkusen e.V." vertritt, verwaltet und finanziert die Bayer-Philharmoniker in freier Trägerschaft.
Gerhard Wansleben, StD i.R. (Vorsitzender) Christoph Müller (stellv. Vorsitzender) Michaela Niklaus (Schriftführerin) Gottfried Hallbach (Kassenwart) Dietmar Kändler (Disponent) Dr.Ellen Giebeler (Notenwart) Benjamin Müllenmeister (Education)
© Gerhard Wansleben, alle nicht gekennzeichneten Bilder von Heike Söth