Etwa im Mai 1883 schrieb Chabrier an seine Verleger, dass er für sein nächstes Bühnenwerk hoffte, so etwas wie Offenbachs erfolgreiche „Grand Fantaisie“ Le roi Carotte zu schaffen. Laut Victorin de Joncières hatte Chabrier ihm anvertraut, dass er nach einem amüsanten Buch für die Vertonung suchte. Joncières war "Le roi malgré lui" zugesandt worden, ein altes Varieté aus dem Jahr 1836, geschrieben von Marguerite-Louise Virginie Ancelot (1792–1875), von Ancelots Tochter Mme Lachaud. Joncières gab das Stück jedoch an Chabrier weiter und stellte Chabrier auch Léon Carvalho vor, dem Chabrier einige „Vorspielstücke“ vorspielte, was den Direktor der Opéra-Comique überzeugte, sein Werk auf die Bühne zu bringen.
Die "Fête polonaise" ist eine Zwischenmusik. Im Gegensatz zu den verträumten oder männlichen Polonaisen von Frédéric Chopin malt Chabrier den einzigartig polnischen Tanz in leuchtenden gallischen Farben. Dieses mitreißende Stück ist eine unwiderstehliche Demonstration von Chabriers melodischer und instrumentaler Virtuosität.
Quelle: https://en.wikipedia.org/wiki/Le_roi_malgr%C3%A9_lui
von Karin Martensen
In eine für den heutigen Hörer ebenso eigentümliche Welt wie in «Pelléas et Melisande» führt auch Gabriel Faurés Pavane für Orchester. Das bezaubernde, nur etwa sieben Minuten lange Stück entstand bereits 1886, also zwölf Jahre vor der Orchestersuite. Fauré hatte es ursprünglich nur für Orchester konzipiert und dabei eine herausragende Rolle für Flöte und Klarinette vorgesehen. Auf Bitten seiner Gönnerin Gräfin Greffulhe fügte er 1887 Chorpartien ein, die im wesentlichen den Part der genannten Soloinstrumente übernehmen. In dieser Form wurde das Werk ein Jahr später im Rahmen der Konzerte Lamoureux in Paris aufgeführt. Schließlich gestattete Fauré der Gräfin, sein Stück für eine Veranstaltung im Bois du Bologne am 21. Juli 1891 in dramatischem Zusammenhang zu verwenden. Da der Komponist die Chorstimmen jedoch nicht zwingend vorgesehen hat (ad libitum), wird die Pavane auch oft in der Ursprungsform, also als reines Orchesterwerk aufgeführt.
Um es ein wenig unwissenschaftlich zu formulieren: Man muss beim Hören der Pavane eigentlich nur die Augen schließen, um sich in eine irreale Traumwelt oder die vergangene Zeit der französischen Belle Époque zu versetzen. Diese kurze Ära, die ungefähr von 1885 bis zum Ausbruch des ersten Weltkriegs 1914 andauerte, stellt eine der besten Phasen französischer Kultur dar, vor allem in der Malerei, aber auch in der Musik. Der gestiegene Lebensstandard erlaubte es dem gehobenen Bürgertum, im Schönen zu schwelgen. Dementsprechend ist die Musik der Belle Époque nur selten aufrüttelnd, sondern stattdessen voller melancholisch eingefärbter Poesie und zarter Wehmut. Ihre Wirkung ist die eines weichzeichnenden Gazeschleiers, der über inneren Bildern einer sonnendurchfluteten, idealen Natur liegt. Gabriel Faurés Pavane liefert hierzu den perfekten «Soundtrack». Er bedient sich dabei eines spanischen Tanzes gleichen Namens und dementsprechend flutet die Komposition elegant wiegenden Schrittes über eine Reihe von harmonischen und melodischen Höhepunkten auf und ab.
Auch nach dem Ende der Belle Époque blieb die Popularität der Pavane ungebrochen. 1917 wurde sie zum Standardrepertoire der Ballets Russes und erlebte seitdem ungezählte Bearbeitungen in jede nur denkbare Stilrichtung des Pop. Stellvertretend erwähnt seien hier nur die Versionen so unterschiedlicher Künstler wie Barbara Streisand, Branford Marsalis und Bobby McFerrin. Auch die britische BBC bediente sich der Pavane und schuf hieraus die Titelmelodie für ihre Berichte von der Fußball-Weltmeisterschaft 1998.
© Grafenegg Kulturbetriebsgesellschaft m.b.H. | Karin Martensen
Quelle: https://www.tonkuenstler.at/de/contents/opus/pavane-fur-orchester-fis-moll-op-50
von Dr. Stephan Höllwerth
1. Satz Allegro malincolico
2. Satz Allegro ma non troppo
Pablo de Sarasate (1844-1908) war einer der großen Geigenvirtuosen des 19. Jahrhunderts in der Nachfolge von Niccolo Paganini. Seit seinem zwölften Lebensjahr am Pariser Conservatoire ausgebildet, hatte Sarasate eine besondere Nähe zur französischen Musikszene entwickelt. Berühmt war er für sein ebenso geschmack- wie effektvolles Spiel. Als Komponist bearbeite er Werke gerne in Form von Fantasien für sein Instrument, so etwa Mozarts Zauberflöte oder Bizets Carmen. Mehrere Musiker inspirierte Sarasate seinerseits zu Werken.
Der 1835 geborene Pianist, Dirigent und Komponist Camille Saint-Satins schuf 1863 ein Stück mit dem Titel „Introduction et rondo capriccioso", das alle Vorzüge von Sarasates Geigenspiel zum Ausdruck bringen sollte. Eine wehmütige Einleitung („malincolico") nimmt Bezug auf spanische Zigeunermusik, die Pondothemen des Hauptsatzes kosten verschiedene Farben und Techniken der Violine aus. Die am häufigsten gespielte Version für Violine und Klavier stammt von Georges Bizet.
Quelle: https://www.phantes.at/introduction-et-rondo-capriccioso-op-28/
von Dr. Stephan Höllwerth
Die Hebriden sind eine Inselgruppe 50 km vor Schottlands Küste. 1829 kam Mendelssohn auf seiner Englandreise auch in diese unwirtliche Gegend, die klimatisch und landschaftlich seiner Berliner Großstadtumgebung ziemlich entgegengesetzt gewesen sein muss. Jedenfalls übte besonders die Fingalshöhle, ein Schlund an der Felsküste mit einem Durchmesser von 35 Metern, eine mythische Faszinationskraft auf den 20-jährigen Komponisten aus. Verarbeitet hat Mendelssohn diese Eindrücke in einem „Ouvertüre" benannten Musikstück von klassischer Prägnanz.
Diese Form, die in diesem Fall nichts mit einer Operneinleitung zu tun hat, erfüllte, bevor sich die sinfonische Dichtung entwickelte, ähnliche Aufgaben, nämlich die Formulierung programmatischer Inhalte. Und tatsächlich fing Mendelssohn hier unter anderem das An- und Abfluten der Meereswellen ein, die Böhen des Windes, das Aufspritzen der Gischt und sogar das Kreischen der Möwen ein. Eine gewisse, an Caspar David Friedrich gemahnende Düsternis, gewissermaßen die „schottischen Nebel", durchzieht das Stück. Die Schroffheit der Landschaft klingt in so manchen Motiven ebenfalls an.
Mendelssohn, der auch ein begabter Zeichner war, scheint hier in Tönen eine Skizze anzufertigen, die den heimischen Hörern die fremde Atmosphäre anschaulich machen soll. Zugleich erweist sich der Frühreife damit als eine wahre Künstlernatur, der mit den Mitteln seiner Kunst Fantasie zum Werk macht - und zwar so stringent und eindringlich, dass man als Hörer überwältigt vor diesem Tongemälde steht. Freilich, alles eher in der Art Beethovens: „Mehr Ausdruck der Empfindung als Malerei."
Quelle: https://www.phantes.at/an-orkney-wedding-with-sunrise-fuer-dudelsack-und-orchester/
von Dr. Stephan Höllwerth
Eine der angesehensten musikalischen Persönlichkeiten des Vereinigten Königreichs im 20. Jahrhundert war der 1987 von der Queen geadelte Sir Peter Maxwell Davies. Als Komponist und Dirigent prägte er die zeitgenössische Musikszene auf der Insel entscheidend mit. Dass er 2004 mit über 70 Jahren den prestigeträchtigen Posten eines „Master of the Queen's Music" erhielt, ist Ausdruck einer Wertschätzung bis in höchste gesellschaftliche Kreise hinein.
Als durch und durch britischer Mensch verfügte Maxwell Davies aber neben dem typischen Inselbewusstsein - er lebte auf der kleinen schottischen Orkneyinsel Hoy - auch über die gehörige Portion Humor. Das beweist sein ebenso kurzes wie schlagkräftiges Stück „An Orkney Wedding, with Sunrise". Es dürfte das wohl einzige Stück von Rang sein, bei dem ein Dudelsack als Soloinstrument mit Sinfonieorchester spielt.
In einem launigen Videointerview erzählte der Komponist selbst, wie es dazu kam: Alles begann damit, dass ein befreundetes Paar seine Hochzeit auf traditionelle Weise feiern wollte. Maxwell Davies war einer der geladenen Gäste und zugleich ein scharfer Beobachter des Festes, das desto ausgelassener wurde, je mehr Whiskey die Kehlen hinunterfloß.
Was dabei musikalisch passierte, führt uns der Komponist in seinem Orchesterstück vor. Die Hochzeitsmusiker reagierten auf dieses Getränk nämlich mit erstaunlich experimentellen Spieltechniken: Ab einem gewissen Punkt fanden sie es beispielsweise unnötig, ein Tempo gemeinsam durchzuhalten, vielmehr variierten sie es je nach Belieben jeder für sich.
Auch die langweilige Gleichförmigkeit bekannter Melodien konnte ihrem künstlerischen Anspruch nicht genügen, in rüden „Improvisationen" ließen sie dafür ihrer Fantasie freien Lauf. Wo das Gedächtnis aussetzte, halfen sie sich kurzerhand mit neuen „tunes", mochten diese nun zum Rest passen oder nicht. Der Verlust an intonatorischer Treffsicherheit wurde durch wirkungsvolles Glissandieren ausgeglichen. Ein offenbar halbwegs nüchterner Geiger versuchte zwar zu retten, was zu retten ist, konnte sich gegen die stets falsch und derb einsetzende Trompete aber schlussendlich nicht behaupten.
Dem Komponisten blieb nichts Anderes übrig, als das Weite zu suchen und welche Wohltat müssen seinem geplagten Ohr die vertrauten Dudelsackklänge gewesen sein, die der aufrechte „piper" über die im Sonnenaufgang liegende Insel schweben ließ...
„An Orkney Wedding, with Sunrise" erlebte seine Uraufführung 1985 durch das Boston Symphony Orchestra und etablierte sich rasch als eines von Peter Maxwell Davies wirkungsvollsten Stücke.
Quelle: https://www.phantes.at/an-orkney-wedding-with-sunrise-fuer-dudelsack-und-orchester/
wurde 2008 in Deutschland geboren. Er erhielt mit sechseinhalb Jahren seinen ersten Geigenunterricht. Seitdem hat er die Geige nicht mehr aus der Hand gelegt.
Seit 2020 ist er Stipendiat der Deutschen Stiftung Musikleben und darf seit 2023 deren wertvolle Carlo Guiseppe Testore Geige aus dem Jahr 1700 spielen.
Raphael Gisbertz ist vielfacher Preisträger renommierter nationaler und internationaler Wettbewerbe. Zu seinen größten Erfolgen zählen der Gewinn des First Grand Prize beim Concours Grumiaux in Brüssel 2023, der höchsten Auszeichnung beim renommierten Singapore Violin Festival 2020, des First Great Award beim Wiener Internationalen Musikwettbewerb 2020 sowie des Grand Prix bei der Odin International Music Online Competition.
Darüber hinaus wurde er 2021 als erster Preisträger (einstimmig mit Höchstpunktzahl) mit dem Ferdinand Trimborn Förderpreis NRW sowie beim internationalen Ysaye Wettbewerb 2021 mit dem zweiten Preis ausgezeichnet. Im Jahr 2020 erhielt er, eine Golden Medal with High Distinction bei der Manhattan International Music Competition sowie einen ersten Preis bei der France Music Competition.
Raphael ist vielfacher Preisträger des Wettbewerbs Jugend musiziert auf Regional-, Landes- und Bundesebene. In der Kategorie Violine Solo wurde er ausschließlich mit der Höchstpunktzahl ausgezeichnet, zuletzt im Jahr 2022 auf Bundesebene. Hierzu erhielt er darüber hinaus einen Sonderpreis der deutschen Stiftung Musikleben sowie den Sparkassenförderpreis NRW.
Bereits 2016 gewann er achtjährig beim dritten Alfred-Csammer-Violinwettbewerb in Karlsruhe den altersgruppenübergreifenden Peter-Sesterhenn-Preis für die beste Interpretation eines Werkes aus Barock oder Klassik sowie als einziger den ersten Preis in seiner Altersgruppe.
studierte ab 1986 Schulmusik an der Musikhochschule Köln. Zu Beginn des dritten Semesters gründete sie im Dezember 1987 in Düsseldorf das Universitätsorchester der HHU. Das Symphonieorchester erhielt großen Zulauf, zum ersten Konzert am 7. Juli 1988 waren bereits rund 50 Musiker vertreten. 1989 folgte die Gründung eines Studierendenchores, dessen Leitung Löhr ebenfalls übernahm. Auch der Chor (heute bestehend aus über 100 Sängern) präsentierte sein Repertoire bereits ab seinem Gründungssemester auf regelmäßigen Konzerten. Nicht selten wurden Konzerte von Orchester und Chor (eigene Schreibweise: UNICHOR) gemeinsam gestaltet. Als Orchester- und Chorleiterin entdeckte Löhr ihre Leidenschaft fürs Dirigieren und belegte in der Folge zahlreiche Kurse im In- und Ausland, um der neuen Aufgabe gerecht zu werden und ihre Qualifikation stetig auszubauen.
Studienbegleitend besuchte sie Meisterkurse in Orchesterleitung bei Sir Simon Rattle OM CBE, Kurt Masur und Jorma Panula, in Chorleitung bei Eric Ericson und Helmut Rilling, in Alter Musik bei Ton Koopman und in Neuer Musik bei Peter Eötvös. Nach ihrem Dirigierstudium begann sie ein Zweitstudium der Orchesterleitung im 200 Kilometer entfernten Utrecht (Niederlande), das sie mit Auszeichnung abschloss. Anschließend legte sie dort auch ihr Konzertexamen ab. Nachdem sie bei Sir Simon Rattle bereits Kurse belegt hatte, ließ er sie einige Zeit bei den Proben der Berliner und Wiener Philharmoniker hospitieren.
Über viele Jahre war sie Stipendiatin des Dirigentenforums beim Deutschen Musikrat, dies involvierte Konzerte mit diversen professionellen Klangkörpern Deutschlands. Weitere Dirigierverpflichtungen führten sie beispielsweise an die Komische Oper Berlin (La Bohème), an das Oldenburgische Staatstheater (Die Entführung aus dem Serail), zu den Düsseldorfer Symphonikern, dem Radio Symfonie Orkest und dem Radio Kamer Orkest des Niederländischen Rundfunks, dem Staatsorchester Rheinische Philharmonie Koblenz und den Bergischen Symphonikern. Für den Westdeutschen Rundfunk produzierte sie Uraufführungen mit dem WDR Sinfonieorchester und der musikFabrik NRW. Von 2003 bis 2005 war sie Assistentin des Niederländischen Rundfunksinfonieorchesters („Radio Filharmonisch Orkest Holland“) in Hilversum. Bei den Bergischen Symphonikern leitete sie als Stipendiatin der Orchesterakademie in der Spielzeit 1999/2000 zahlreiche Konzerte. 1999 hat ihr das Land NRW den Förderpreis für Musik verliehen. Neben der Arbeit mit professionellen Ensembles arbeitete sie weiter vielfach für ambitionierte Laienensembles. 2004 ging das symphonische Blasorchester „Orchesterverein Hilgen“ als bestes deutsches Blasorchester aus dem Wettbewerb des Deutschen Musikrates hervor. Sie war mehrere Jahre Dirigentin von Chor und Orchester der Universität Essen sowie des Sinfonieorchesters „Junge Sinfonie Köln“.
Ihre ersten Projekte, Orchester und Chor der Düsseldorfer Hochschulen, führte sie beinahe ohne Unterbrechungen fort und baute das Musikleben der Universität Düsseldorf seit 1987 stetig aus. Als Anerkennung für ihre Verdienste als Dirigentin an der Heinrich-Heine-Universität, aber auch das damit verbundene Wirken von Chor und Orchester als musikalische Botschafter ihrer Universität, verlieh ihr Rektor Gert Kaiser 2003 den Titel der Akademischen Musikdirektorin. Meist wird das Repertoire in größeren Kirchen Nordrhein-Westfalens präsentiert, mehrfach waren Chor und Orchester außerdem bereits in der Tonhalle der Landeshauptstadt zu hören. Im Jahrestakt begeben sich abwechselnd Chor und Orchester auf größere Konzertreisen: 2016 gab das Uniorchester Konzerte in Spanien, zuletzt besuchte der Hochschulchor 2017 für sieben Konzerte die ostasiatischen Staaten Südkorea und Japan.[1] Eine Filmdokumentation der dreiwöchigen Asientournee unter der Regie von Tobias Kemper wird am 10. Februar 2019 uraufgeführt.[2] Das aktuelle Semesterprogramm wird zum 30. Bestehensjubiläum des Unichores von Chor und Orchester gemeinsam gestaltet und im Januar/Februar 2019 aufgeführt. Es umfasst Mozarts Requiem und Lili Boulangers Psaume 130: Du fond de l’abîme.[3] Mit einer Überarbeitung des vorigen UNICHOR-Semesterprogramms Küsse Mich! waren Chor und Orchester zudem im Dezember 2018 im Düsseldorfer Opernhaus zu Gast.
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Gerhard Wansleben, StD i.R. (Vorsitzender) Christoph Müller (stellv. Vorsitzender) Michaela Niklaus (Schriftführerin) Gottfried Hallbach (Kassenwart) Dietmar Kändler (Disponent) Dr.Ellen Giebeler (Notenwart) Benjamin Müllenmeister (Education)
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